Für den ersten Nachmittag in Montevideo standen zwei Dinge auf der Agenda. Zunächst war es mal wieder Zeit fürs Wäsche machen. Glücklicherweise gab es bei uns in der Nähe eine Wäscherei, denn im Hotel verlangten sie für 6 Teile 6 USD. Da wären wir arm geworden. Und der zweite Punkt auf der Agenda war ein Besuch des Palacio Salvo. Hierfür hatten uns wir eine Tour gebucht, die es aber leider nur auf Spanisch gab. Bereits als ich den Pförtner fragte, ob wir richtig sind und seine Antwort auch beim zweiten Mal kaum verstand, ahnte ich schlimmes. Die drei anderen Einheimischen, mit denen wir zuvor kurz gesprochen hatten, hatte ich auch schon kaum verstanden. Sie sprachen so schnell und undeutlich, dass ich mich fragte, ob das überhaupt Spanisch war.

Palacio Salvo

Als die Tour mit unserem Guide Daniel startete, war ich sehr erleichtert, denn er sprach langsam und deutlich. Er erklärte uns, dass der Palast von zwei italienischen Einwanderern, die in der Textilindustrie zu Reichtum gekommen sind, in Auftrag gegeben wurde. Im Jahr 1928 wurde der Palast fertiggestellt und galt anfangs als höchstes Gebäude in Südamerika. Architekt war Mario Palanti, der ebenfalls den Palacio Barolo in Buenos Aires entworfen hatte.

Ausblick in den Innenhof.

Da unsere Tour um 18 Uhr begann und wir somit den Sonnenuntergang sehen würden, hat Daniel die Route der Tour extra geändert. Somit begannen wir an einem Aussichtspunkt, um die Sonne noch zu sehen. Der Palacio Salvo ist direkt am Hauptplatz Plaza de la Independencia gelegen.

Ausblick auf den Plaza de la Independencia.

Zur anderen Seite gab es Meerblick. Obwohl es sich hierbei um den Río de la Plata handelt, und es somit kein Meer ist, nutzen die Einheimischen dennoch diesen Ausdruck. Auch ich fand den Fluss immens groß und kann die Einheimischen verstehen.

Flussblick.

Vom obersten Turm aus hatte man einen ganz tollen Ausblick. Die Lichter machten die Szenerie besonders stimmungsvoll.

Ausblick vom höchsten Punkt des Palacio Salvo.

Der Palacio Salvo wurde ursprünglich als Luxus Hotel gebaut. Leider stieß dies nicht auf besonders großen Anklang, sodass seine Nutzung immer wieder geändert wurde. Heute wird ein Großteil als Büros genutzt, denn diese passen gut in die angedachten Hotelzimmer mit eigenem Bad und kleiner Küchenzeile. Generell machte der Bau einen etwas heruntergekommen Eindruck. Sein Pendant in Buenos Aires war beeindruckender.

Free Walking Tour

Für den nächsten Morgen stand dann unser übliches Erkundungsprogramm an: eine Free Walking Tour. Hierbei konnten wir zunächst nochmal einen Blick auf den Palacio Salvo erhalten, der über der Stadt thront.

Palacio Salvo von unten.

Unser Guide Rodrigo erzählte uns allerhand interessantes über das Land. Im 17. Jahrhundert wurde der Norden des Landes von den Portugiesen und der Süden des Landes von den Spaniern kolonialisiert. Im Vergleich zu den anderen Ländern Südamerikas hat Uruguay allerdings nicht um seine Unabhängigkeit gekämpft, sondern diese bei Verhandlungen von Brasilien, Argentinien und Großbritannien in 1830 erhalten.

Unschöne Fassade.

In der Altstadt gab es vorwiegend schöne Gebäude, die meist in einem ziemlich guten Zustand waren. Der vollständige Name des Landes ist übrigens República Oriental del Uruguay – Republik östlich des Uruguay. Der Name Uruguay entstammt der Sprache der Guarani und bedeutet soviel wie Fluss der bunten Vögel. Somit wäre der vollständige Name des Landes etwa Republik östlich des Flusses der bunten Vögel. Wie malerisch das klingt.

Brunnen am ehemaligen Hauptplatz.

Uruguay gehört heute zu den stabilsten demokratischen und wohlhabendsten Ländern Südamerikas. Ebenso ist es im Vergleich zu seinen Nachbarn recht fortschrittlich. In 2018 wurden ein Gesetz zur legalen Abtreibung sowie zur Legalisierung von Cannabis erlassen. Im Jahr 2013 wurde die Ehe homosexueller Paare eingeführt und bereits im Jahr 1917 erhielten Frauen das Wahlrecht.

Unser Eindruck von Montevideo hat sich dank der Walking Tour deutlich gebessert. Die Altstadt ist wirklich hübsch und malerisch. Die Innenstadt hingegen erinnerte an Frankfurts Bahnhofsviertel: schöne, teil heruntergekommene Gebäude und ganz viele gruselige Gestalten.

Castillo Pittamiglio

Den folgenden Tag starteten wir sehr entspannt. Wir machten einen langen Spaziergang an der Küste zu einem weiteren Highlight der Stadt. Der Küstenweg war gut ausgebaut und führte uns in immer schöner werdende Gegenden von Montevideo. Dort gefiel es uns viel besser, als in unserer Wohngegend. Es gab sogar ein paar kleine Strände auf dem Weg, die im Sommer bestimmt brechend voll sind.

Der Küstenweg.

Auf dem Weg hätte man unser nächstes Ziel fast übersehen können, da es an der Front ziemlich schmal ist. Das Castillo Pittamiglio wirkt irgendwie fehl am Platz und das nicht nur wegen der neueren Hochhäuser nebenan. Mal sehen, was uns Innen so erwartet.

Castillo Pittagmiglio

Humberto Pittagmiglio war ein wohlhabender Mann und begann im Jahr 1910 mit dem Bau des Castillos. Bis zu seinem Tod 1966 war es ständig im Bau und erinnert somit etwas an die ewig im Bau seiende Sagrada Familie. Mit deren Künstler Antonio Gaudí hatte Humberto Pittagmiglio gemeinsam studiert, vielleicht liegt es daran.

Pittagmiglio war nicht nur Architekt, sondern auch Alchemist. So gab es im Gebäude ein paar Installationen, die die Sinne täuschten.

Sind das alles Bücher?

Im zweiten Raum hingen viele zerbrochene Glasscheiben und während man hierdurch lief, hörte man immer wieder brechendes Glas. So dachte auch ich anfangs, ich hätte mit meiner Tasche etwas umgeworfen.

Ganz viel Glas.

Der ehemalige Wohnbereich des Hauses wird auch das Labyrinth genannt. Und so war es in der Tat, alles war recht eng, verwinkelt und dunkel. Gut, dass unsere Guidin einen Überblick hatte. Im Gebäude gab es sogar eine kleine Kapelle.

Kapelle.

Der Innenhof wirkte recht schön, doch war dieser leider in einem schlechten Zustand. Das Castillo stand einige Jahre leer, denn Pittamiglio hatte keine Kinder und so ging das Gebäude nach seinem Tod an den Staat. Erst später wurde das Potential des Castillos wahrgenommen.

Innenhof

Mit den Hochhäusern im Hintergrund wirkt das Castillo wie aus einer anderen Zeit.

Großer Kontrast.

Die Tour im Castillo war unterhaltsam und informativ. Wie so oft hat sich ein Guide wieder gelohnt, andernfalls hätten wir nichts über die Hintergründe des Castillos erfahren.

Wir spazierten wieder zu unserer Unterkunft zurück und belohnten uns mit Empanadas. Der Fußweg hat immerhin über 1 Stunde gedauert.

Ausflug nach Punta del Este

Für unseren letzten vollen Tag in Montevideo hatten wir uns einen Tagesausflug rausgesucht. Es ging nach Punta del Este. Auf dem Weg legten wir allerdings noch zwei kurze Stops ein. Zunächst hielten wir in Piriapolis, einem der bedeutendsten Badeorte des Landes. Allerdings hatten wir kein Badewetter.

Ausblick auf Piriapolis.

Unsere Guidin erzählte während der Fahrt einiges. Das ganze zuerst in portugiesisch und dann in englisch. Leider war es unheimlich schwer ihr zu folgen, da sie in so einem schnellen Tempo sprach, dass ich den Übergang ins englische manchmal gar nicht mitbekommen habe.

Weiter ging es zum Museum Casapueblo von Carlos Paéz Vilaró. Aufgrund der Kürze der Zeit entschieden wir uns gegen eine Besichtigung des Museums. Aber bereits von Außen konnte man vieles sehen.

Museo Casapueblo.

Carlos Raéz Vilaró war ein uruguayischer Künstler, der mit seinen eigenen Händen das Casapueblo schuf und modellierte. Das Gebäude ist eine Hommage an seinen Sohn Carlitos. Dieser überlebte im Alter von 18 Jahren einen Flugzeugabsturz, nachdem er und 15 weitere Eidgenossen über 2 Monate im Schnee der Anden ausharren musste. Dieser Vorfall ist seither auch bekannt als das „Wunder der Anden“ und wurde auch verfilmt.

Museo Casapueblo.

Aus der Ferne erinnerte das Gebäude an griechische Inseln wie Mykonos oder Santorini.

Könnte auch in Griechenland sein.

Anschließend ging es für uns dann weiter nach Punta del Este. Hier hielten wir zunächst am Punta de las Salinas. Dieser stellte den Übergang vom Rio de la Plata zum atlantischen Ozean dar. Die Strände rechts des Punktes liegen am Río de la Plata und die Strände links des Punktes liegen am Atlantik.

Punta de las Salinas.

Ob Atlantik oder Río de la Plata, die Strände ähnelten sich sehr. Punta del Este ist auch eine Sommerresidenz für viele Einheimische und nicht Einheimische. Da es bereits keine Saison mehr war, wirkte die Stadt eher etwas verlassen.

Atlantikküste

Zu Beginn des zweiten Weltkriegs gab es ein Gefecht mit deutscher Beteiligung vor dem Río de la Plata. Das deutsche Panzerschiff Admiral Graf Spee wurde von drei britischen Panzern beschädigt und konnte anschließend in den Hafen von Montevideo einlaufen. Aufgrund von Fehlinformationen und der Tatsache, dass es lediglich 72 Stunden im Hafen liegen durfte, entschied sich der Kapitän dafür, das Schiff selber zu versenken. Zur Erinnerung an dieses Gefecht gibt es ein Monument mit einem der britischen Ankern.

Monument zum Gefecht vor dem Río de la Plata.

Anschließend hatten wir Freizeit. Nach einer kleinen Stärkung spazierten wir durch die Stadt hin zum Hafen. Hier konnte man erahnen, wie voll es im Sommer sein würde.

Hafen von Punta del Este.

Und im Hafen gab es noch eine weitere Attraktion. In der Nähe des Fischmarktes waren Seelöwen im Wasser. Fast hätten wir diese übersehen, aber ein paar Menschen standen am Ufer und betrachteten die Tiere.

Seelöwen.

Anfangs wirkten sie noch ganz harmlos, doch als sie ihr Maul öffneten, änderte sich das schnell. Da möchte ich nicht ins Wasser fallen. Auch waren die Tiere ziemlich groß, was man erst sah, als sie sich bewegten.

Gar nicht so klein.

Wir spazierten noch weiter an der Küste. Es war unheimlich windig, aber dennoch schön sonnig. Wir sahen noch ein paar Tiere, die viel harmloser waren, als die vorherigen.

Nicht so gefährliche Tiere.

Und nach unserem Spaziergang war es dann auch schon Zeit für die Rückfahrt. Nach ca. 2,5 Stunden waren wir wieder in Montevideo. Für uns hieß es abends dann noch packen, da es am Folgetag weiter gehen würde.

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