#54 Iguazú

#54 Iguazú

Wir flogen nach Puerto Iguazú und der Hauptgrund hierfür war ein Besuch der Wasserfälle. Iguazú ist ganz im Norden Argentiniens an der Grenze zu Brasilien gelegen. Da wir nicht wegen der Stadt Puerto Iguazú kamen, wählten wir ein Hotel in der Nähe des Busbahnhofs. Von dort aus ging es dann auf eigene Faust zum Parque Nacional Iguazú.

Parque Nacional Iguazú – Die argentinische Seite 🇦🇷

Natürlich waren wir nicht die einzigen, die mit dem Bus zum Park wollten. Es hatte sich bereits eine Schlange am Bahnsteig gebildet. Im Vergleich zu Deutschland funktioniert das allerdings wirklich gut und alle haben sich brav in die Schlange eingereiht. Der Busanbieter war auch gut vorbereitet, denn es wurden zu den Stoßzeiten extra Busse angeboten. Deshalb mussten wir gar nicht lange warten. Nach etwa 20 Minuten Fahrt waren wir am Eingang des Nationalparks. Noch schnell haben wir unser Ticket gekauft und dann ging es rein. Der Park ist wirklich riesig. Wir orientierten uns zunächst und begannen mit einem der drei Rundwege. Hier entschieden wir uns für den kürzesten, da wir noch einen festen Termin am Vormittag hatten… 

Circuito Inferior – Der untere Weg

Der untere Weg führte uns zunächst etwas durch den Tropenwald. Generell waren die Wege ziemlich gut ausgebaut und die meisten waren sogar barrierefrei. Im Park gibt es insgesamt 275 Wasserfälle und so sahen wir zu Beginn bereits ein paar kleinere Wasserfälle. Etwa auf der Hälfte des Weges wurde dann die Geräuschkulisse um einiges lauter. Ein paar Schritte weiter gab es dann das dazu passende Bild. Wir konnten einen ersten Blick auf die gigantischen Wasserfälle erhaschen. Wow! Der Anblick lies und wirklich erstaunen. Michis erste Aussage war, dass die Niagara Fälle im Vergleich dazu weniger beeindruckend waren. Diese hatte er bereits besucht. 

Der erste Blick auf die gigantischen Wasserfälle.

Von einem Aussichtspunkt ging es weiter zum nächsten. So konnte man die Wasserfälle noch aus einem anderen Winkel betrachten. Hier konnten wir diesmal auch eines der Boote genauer betrachten. Dies gab uns bereits einen Vorgeschmack auf unseren nächsten Programmpunkt. 

Schon ein Vorgeschmack auf den nächsten Programmpunkt.

Bootsfahrt

Denn wir hatten uns für eine Bootstour entschieden. Diese trug den Namen Gran Aventura, also großes Abenteuer. Vom Treffpunkt aus ging es zunächst mit einem Jeep etwa 20 Minuten durch den Wald. Anschließend waren wir fast am Bootanleger angekommen, uns trennten nur noch etwa 100 Treppenstufen. Auf dem Weg runter erhielten wir noch einen wasserdichten Beutel für unsere Rucksäcke und eine Rettungsweste.

Bald geht es los!

Und dann ging es schon direkt ins Boot und die Fahrt startete. Bald erhielten wir einen tollen Blick auf die Wasserfälle aus einer ganz anderen Perspektive.

Blick von unten.

Und dann war es Zeit für eine Abkühlung in den Wasserfällen, die Gran Ducha. Also fuhren wir mit dem Boot unter einen der Wasserfälle. Das Wasser prasselte nur so auf uns runter. Und gerade in dem Moment, als es schwerer wurde zu atmen, fuhren wir wieder raus. Wow, was ein Spaß. Und deshalb ging es gleich wieder rein. Da dies nur einer der kleineren Wasserfälle war, ging es noch weiter. Nun waren wir an der Stelle, an der wir ein anderes Boot zuvor beobachtet haben. Und dann ging es ohne Vorwarnung wieder mitten rein. Und nochmal und nochmal. Bereits nach der ersten Dusche waren wir pitschnass.

Das Video war spektakulärer xD.

Nun ging es wieder zurück zum Bootsanleger. Das Tempo war rasant, sodass man auf dem Weg bereits etwas trocknen konnte. Glücklicherweise waren wir aber gut vorbereitet und hatten Wechselkleidung dabei. Nachdem wir die 100 Stufen wieder hinaufgestiegen waren, ging es mit dem Jeep erneut 20 Minuten durch den Wald. Und dann war der ganze Spaß schon wieder vorbei. Den Namen Gran Aventura hat die Tour definitiv verdient. 

Circuito Superior  – Der obere Weg

Gut erfrischt ging es dann auf den zweiten der Rundwege. Der obere Weg ermöglichte uns, wie der Name bereits verrät, einen Blick von oben auf die Wasserfälle. 

Regenbogen und Michi am Wasserfall.

Wir hatten wirklich traumhaftes Wetter und konnten viele Regenbogen sehen. Der Blick von oben auf die Wasserfälle war noch spektakulärer als zuvor. Teilweise führte der Weg direkt an der Kante, an der das Wasser abfällt, entlang. Gut, dass das Geländer da war.

Garganta del Diabolo – Teufelsschlund

Und zum Abschluss wollten wir uns natürlich noch den dritten Rundweg anschauen. Da dieser etwas weiter entfernt war, nahmen wir den Zug des Parks. Dieser ist im Preis inbegriffen und fährt regelmäßig zwischen dem Eingang, dem Beginn der ersten beiden Rundwege und dem dritten Rundweg. Dieser trägt übrigens den Namen Garganta del Diabolo was so etwas wie Teufelsschlund bedeutet. 

Der Zug zum Teufelsschlund.

An der oberen Station angekommen begannen wir dann den Rundweg. Obwohl der Park ziemlich voll war, verlief sich alles recht gut. Bereits weit vor dem Aussichtspunkt konnten wir das Ziel schon hören. Insgesamt fließen bei den Iguazú-Wasserfällen über 10 Millionen Liter Wasser pro Sekunde runter! Und endlich waren wir an der Aussichtsplattform angekommen. Noch bevor wir unser Ziel richtig sehen konnten, spürten wir es. Ein feiner Sprühregen erging über die Plattform, doch dieser kam von unten. Als wir endlich auch einen Blick auf die Wasserfälle erhaschen konnten, waren wir beeindruckt. Wahnsinn!

Am Teufelsschlund.

Der Ausblick war wirklich einmalig. Aufgrund der Größe konnte man ihn jedoch gar nicht auf einmal festhalten. Mittlerweile hatte sich der Sprühregen auch verstärkt, aber die Abkühlung war sehr willkommen. 

Unfassbare Wassermengen.

Der dritte Rundweg war definitiv der spektakulärste. Gut, dass wir diesen als letztes gemacht hatten. Der Anblick wurde den Tag über immer beeindruckender. 

Nach der letzten Erfrischung nahmen wir wieder den Zug zurück zum Eingang und machten uns auf den Heimweg. Was ein Tag. Zum Glück hatten wir noch einen Abstecher zu den Wasserfällen gemacht, dies war zu Beginn noch gar nicht Teil unseres Sabbaticals gewesen. 

Für den nächsten Tag stand wieder ein Park Besuch an. Diesmal allerdings auf der brasilianischen Seite, denn die Wasserfälle können von beiden Ländern aus bestaunt werden. Die Grenze stellt der Fluss Iguazú dar.

Parque Nacional do Iguaçu – Die brasilianische Seite 🇧🇷

Um den brasilianischen Park zu besuchen, mussten wir natürlich zunächst in Argentinien ausreisen und anschließend in Brasilien einreisen. Wir hatten uns deshalb für eine Tour entschieden, bei der der Transport und ein Guide dabei waren. Dieser erledigte auch die Einreiseformalitäten für uns. Lediglich bei der brasilianischen Einreise mussten wir selber an den Schalter, da ein Impfnachweis gefordert war. All dies verlief sehr entspannt. Und kurz hinter der Grenze war auch bereits der Nationalpark. Der Park war ebenfalls sehr groß und so gab es nach dem Eingang einen Shuttlebus, der einen zum Beginn des Rundwegs brachte. Im Unterschied zur argentinischen Seite gibt es in Brasilien nur einen Rundweg. 

Auf dem Weg zu dem ersten Aussichtspunkt konnten wir auch schon ein wahres Schauspiel beobachten. Vor uns lief ein Tourist mit einer Plastiktüte in der Hand. Diese war mit Essen gefüllt. Auf einmal hängte sich ein Coati an die Tüte und dann noch einer und ein weiter. Die Tüte zerreißte unter dem Gewicht und der Inhalt landete auf dem Boden. Innerhalb von Sekunden kamen weitere Coatis. Sie schnappten sich das Essen und rannte weg. So schnell konnten wir gar nicht gucken.  

Coatis haben die Snacks von Touristen erbeutet.

Wir gingen weiter und sahen noch öfter Coatis. Bereits auf der argentinischen Seite hatten wir einige gesehen, aber definitiv nicht so viele. 

Der Rundweg ermöglichte uns nun wieder eine andere Ansicht der Wasserfälle. Da die ganzen Wasserfälle auf der argentinischen Seite sind, erhielten wir einen Panoramablick. 

Panoramablick

Auch dieses Mal war der Park wieder recht voll und das war deutlich spürbar. Die Wege waren enger und es verlief sich nicht gut. Gerade an der letzten Plattform war ein totales Gedränge. Bereits aus der Ferne konnten wir dies sehen. 

Der Rundweg aus der Ferne.

Das Ende des Rundwegs führte uns wieder zum Garganta del Diablo, der Teufelsschlund. Dieses Mal standen wir allerdings unten. Auch hier blieb man nicht trocken. Der Anblick war beeindruckend und wir konnten sogar die Aussichtsplattform vom Vortag sehen. 

Garganta del Diablo von unten.

Beweisbild – wir waren da.

Da wir ja nun unten an den Wasserfällen waren, mussten wir auch wieder hochkommen. Glücklicherweise gibt es hier Aufzüge. Von der oberen Plattform aus hatten wir nochmal einen tollen Überblick über die Wasserfälle. 

Ausblick von der oberen Plattform.

Und dann hieß es schon wieder mit dem Shuttlebus zum Eingang des Parks zurückzufahren. Dort angekommen stiegen wir auch direkt wieder in unseren Bus, um zurück zu unserer Unterkunft zu fahren. Die Ein- und Ausreiseformalitäten erledigte dieses Mal komplett unser Guide, wir konnten einfach bequem im Bus sitzen bleiben. Das war auch gut so, denn die Wolken hatten sich zugezogen und es fing plötzlich an zu schütten. Was ein Glück hatten wir das nicht im Park abbekommen. 

Dreiländereck 🇧🇷 🇦🇷 🇵🇾

Nachdem wir unerwarteterweise nach Brasilien eingereist sind, hatte uns das Stempelsammelfieber gepackt und wir wollten noch mehr. Da trifft es sich gut, dass auch Paraguay in der Nähe liegt. An der Stelle, an dem die Flüsse Iguazú und Paraná aufeinander treffen, befindet sich das Dreiländereck bestehend aus Paraguay 🇵🇾, Argentinien 🇦🇷 und Brasilien 🇧🇷. Zuerst wollten wir mit dem Taxi nach Paraguay fahren, jedoch gibt es in der Nähe keine Brücke, die die beiden Länder verbindet. Den Umweg über Brasilien wollten wir nicht machen, da jeder Grenzübertritt mit Warten verbunden ist. Da blieb uns nur noch der Wasserweg. So sind wir zum Hafen von Puerto Iguazú gefahren, kauften uns Tickets für die Fähre und gingen zur argentinischen Grenzpolizei um auszureisen Und dann konnten wir bereits auf die Fähre. Diese wirkte sehr improvisiert, denn es war eher ein Floß mit vertäutem Schiff als Antrieb. Eine halbe Stunde nach Plan ging es dann auch endlich mal los. Die Fähre fuhr zunächst auf dem Rio de Iguazú, also zwischen Argentinien und Brasilien. Wir passierten auch die Brücke, welche Paraguay mit Brasilien verbindet.

Brücke zwischen Paraguay und Brasilien

Aus der Ferne konnten wir alle drei Denkmäler erkennen. Jedes der drei Länder hat am äußersten Zipfel seines Territoriums eine Säule in Landesfarben stehen. Als wir den Rio Paraná erreichten, war es nur noch ein kurzes Stück bis nach Paraguay. Die Fahrt dauerte ingesamt etwa 15 Minuten. Als wir wieder an Land waren, gingen wir zum paraguayischen Grenzschutz um einzureisen. Der Grenzbeamte begrüßte uns sogar auf Deutsch mit den Worten Guten Tag. Die nächstgelegene Stadt in Paraguay wäre Ciudad del Este gewesen, jedoch hatten wir andere Pläne. Wir wollten uns die paraguayische Säule anschauen und einen Blick auf Argentinien und Brasilien erhaschen. Unser Weg führte uns durch ein kleines Dorf. Im Vergleich zu Argentinien wirkte alles wesentlich ärmer. Die Straßen waren kaputt, die Häuser noch kaputter und die Autos hatten teilweise keine Scheiben. Michi erinnerte das alles an Kuba. Nach etwa 20 Minuten hatten wir den „Hito Tres Fronteras“ erreicht. Dieser wirkte sehr verlassen und wir waren die einzigen Touristen.

Willkommen am Dreiländereck.

Wir liefen zuerst an einem riesigen Busparkplatz vorbei, dieser war komplett leer. Am Aussichtspunkt selbst war ein großes leerstehendes Ladenlokal. Es wirkte so, als ob hier mit vielen Touristen gerechnet wurden, die jedoch nie kamen. Wir nutzen die Zeit für Fotos. Nach etwa einer halben Stunde brachen wir wieder auf. Ein Stückweit waren wir froh, den gespenstigen Ort wieder zu verlassen.

Blick auf Brasilien und Argentinien.

Säule in den Farben Paraguays.

Am Hafen angekommen gingen wir wieder zum Grenzschutz. Der Beamte war irritiert uns schon wieder zu sehen. Wir wurden mit einem auf Wiedersehen verabschiedet. Wir hatten Glück, die Fähre legte gerade an. Unser Aufenthalt in Paraguay hat keine zwei Stunden gedauert. So ging es just in time zurück nach Argentinien.

Fähre in Paraguay bereitet sich vor für die Fahrt nach Argentinien.

Dort angekommen mussten wir wieder einreisen. Da wir noch ein bisschen Zeit hatten gingen wir noch zur argentinischen Säule.

Säule in den Farben Argentiniens.

Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Überall waren Touristen damit beschäftigt Fotos zu machen. Es gab viele kleine Stände welche Mitbringsel wie Magnete, Schlüsselanhänger oder auch Matebecher 🧉 verkauften. Hier war die Atmosphäre nicht gespenstisch, sondern eher wuselig. 

Argentinisches Denkmal am Dreiländereck.

Das Dreiländereck war der letzte Punkt unserer To Do-Liste für Iguazú. Für uns ging es nun wieder weiter.

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#53 Buenos Aires (Teil 2/2) 

#53 Buenos Aires (Teil 2/2) 

Für uns ging es weiter in Buenos Aires. Die Stadt ist wirklich riesig und hat einiges zu bieten. Dabei durfte eine Weinverkostung in Argentinien natürlich nicht fehlen.

Weinverkostung

Am abends war es dann so weit. Unser Sommelier Franklin begrüßte uns und suchte anschließend die Weine aus. Wir begannen mit einem Syrah, der keinem in der Gruppe wirklich schmeckte, auch dem Sommelier nicht. Anschließend gab es einen Malbec. Als Franklin die Flasche öffnete, ging der Korken nur recht schwer raus. Er schaute nochmal aufs Etikett und schluckte. Dies war nicht der angedachte Wein für die Verkostung, sondern ein viel viel teurerer Wein. Da musste Jemand beim Einräumen der Flaschen nicht richtig aufgepasst haben, denn Franklin versicherte sich nochmal, dass er diesen aus dem richtigen Regal geholt hatte. Der Wein schmeckte natürlich köstlich und ist somit der erste Rotwein, der uns beiden so richtig gut geschmeckt hat. Anschließend gab es ein paar Häppchen zu essen und wir sollten die Weine erneut probieren. Der erste Wein schmeckte nun ganz ok und der zweite war nicht mehr so besonders. Franklin erklärte, dass er Weine deshalb gerne in Essensweine und Plauderweine unterteilte. Das war nun nachvollziehbar. 

Wein und Häppchen.

Und zum Abschluss gab es noch seinen Lieblingswein. Er nannte ihn den perfekten Wein fürs erste Date, denn er ist sehr alkoholhaltig, aber dennoch sehr süß, sodass man den Alkohol kaum schmeckt. Er erinnerte an einen Portwein vom Geschmack und war nicht mein liebster Wein von den dreien.

Bei der Arbeit.

Nach einer Stunde war der Spaß auch schon wieder vorbei. Für uns ging es heim und für die anderen zum Abendessen und anschließend einer Tango Show, all das im selben Haus. Hätten wir das mal früher gewusst.

Walking Tour „La Boca“

Den nächsten und vorerst letzten Tag in Buenos Aires hatten wir mit zwei Touren gefüllt. Zunächst ging es in den Stadtteil La Boca. Einst war dies der Hafen und somit der Mund der Stadt. Hier sind im 19. Jahrhundert die ganzen Immigranten, vor allem aus Italien, angekommen. Der Hafen ist allerdings mittlerweile umgezogen.

Der Hafen von La Boca.

La Boca ist aber insbesondere wegen seiner farbenfrohen Häuser bekannt. Diese sind kunterbunt in grün, gelb, rot und blau gestrichen. 

Farbenfrohe Häuser.

Die Unterkünfte, in denen die Immigranten zunächst wohnten, waren aus Holz und brauchten einen Anstrich, um vom Wasser geschützt zu werden. Deshalb wurde hierfür die Farbe von den Schiffen genommen. Da die Bewohner aber kaum Geld hatten, konnten sie sich nur die Reste der Schiffsfarben leisten und keinen ganzen Eimer Farbe. Hierdurch ist die Farbenvielfalt entstanden. 

Ehemalige Behausung für Migranten.

Der Stadtteil La Boca ist mit etwa 20.000 Bewohnern ein recht kleines Viertel. Dieses ist dafür aber umso bunter als der Rest der Stadt, den wir bislang gesehen haben. Es gab unheimlich viel Streetart zu betrachten.

Streetart in La Boca.

Hierbei durfte ein Bild des Weltmeisters natürlich nicht fehlen.

Weltmeister

Generell spielt Fußball in dem kleinen Stadtteil eine große Rolle. Die Mannschaft La Boca Junior hat mitten im Viertel sogar ein eigenes Stadion. Dies ist aufgrund seiner Architektur sogar recht bekannt und trägt den Namen La Bombonera, also das Bonbon. Die äußeren Seiten sind ähnlich wie ein Trichter geformt und verhindern, dass die Geräusche nach außen dringen. Die vierte Seite des Stadions ist eine glatte Wand, ohne Sitzplätze, denn diese waren beim Bau aufgrund der umliegenden Häuser nicht möglich. In dem Stadion wurden sogar ein paar Konzerte gespielt, unter anderem von Lenny Krawitz.

La Bombonera.

Die Tour hat uns eine neue Seite von Buenos Aires gezeigt. Wir sind froh, den Stadtteil besichtigt zu haben und das nicht alleine. La Boca wird als nicht so sicherer Stadtteil beschrieben, allerdings ist dies tagsüber bei einer Tour eher nicht der Fall.

Walking Tour „Cementerio de la Recoleta“

Bei der nächsten Walking Tour haben wir den Friedhof von Recoleta besichtigt. Dieser ist berühmt für seine aufwendig gestalteten Gräber. So hat ein Guide von einer vergangenen Tour gemeint, dass der Friedhof die größte Kunstgalerie der Stadt sei. Dieses Potential hat auch die Verwaltung von Buenos Aires erkannt und den Friedhofsbesuch kostenpflichtig gemacht. Es ist schon ein komisches Gefühl für einen Friedhof Eintritt zu bezahlen. Wir haben uns wieder für eine geführte Tour entschieden. Hierdurch lernt man einfach mehr über den Ort, als wenn man auf eigene Faust los zieht. So zeigte uns Victoria den Friedhof und erzählte uns einige Geschichten. Wir erfuhren, dass Recoleta immer noch genutzt wird. Es werden jährlich etwa 120 Menschen dort bestattet. In Relation zu den 20.000 Toden pro Jahr in Buenos Aires ist das wirklich wenig. Das heißt, in Recoleta bestattet zu werden, ist etwas Exklusives. Als der Friedhof gegründet wurde war das noch nicht der Fall. Es war nämlich der erste Friedhof in Buenos Aires und somit für alle Klassen zugänglich. Jedoch wurden die Gräber von den Familien nicht etwa gepachtet, sondern gekauft und zwar ohne eine zeitliche Begrenzung. Später wollten die Wohlhabenden in Recoleta ein Mausoleum haben, denn der Friedhof liegt im Reichenviertel der Stadt. So wurden die Gräber peu à peu von den Reichen erworben. Diese waren bereit viel Geld für ein Grab auszugeben, da dieses ja für immer bleibt.

Recoleta: Die größte „Kunstgalerie“ der Stadt.

Victoria erzählte uns auch Legenden zu den einzelnen Gräbern. Die folgende Legende spielt in Europa, genauer gesagt in Österreich. Während den Flitterwochen hatte ein junges Paar eine Berghütte in den Alpen bezogen. Eine Lawine verschüttete die Hütte, bei dem Unglück kam die Frau ums leben. In tiefer Trauer über den Verlust lies Ihr Vater ein aufwendiges Grab im Stile einer gotischen Kathedrale errichten. Vor dem Mausoleum eine Statue, welche seine Tochter und ihren geliebten Hund zeigt. Die Legende besagt, dass der in Argentinien gebliebene Hund aufgrund der engen Verbundenheit der beiden, ohne ersichtlichen Grund, am selben Tag starb.

Grab im gotischen Stil.

Die Gräber waren wirklich aufwendig gestaltet. Manche waren jedoch in einem schlechten Zustand. Wohlmöglich werden diese bald einen neuen Eigentümer finden. Denn in Recoleta gibt auch einen Immobilienmarkt für die Gräber. Jedoch steht nirgends ein Schild mit der Aufschrift „zu verkaufen“, denn das Ganze läuft diskreter ab. Ein Grab kann laut Victoria bis zu 250.000 USD kosten und kann unter anderem bei der argentinischen Version von Ebay Kleinanzeigen zu finden sein.

Das aufwendigste Grab in Recoleta.

Eine weitere Geschichte hatte Victoria für uns bei einem Grab mit zwei Statuten, welche mit dem Rücken zueinander positioniert sind. Der Herr auf dem Stuhl ist der Ehemann der dem Bild zugewandten Frau. Ihre Ehre war wohl eine Arrangierte. Ihre einzige Gemeinsamkeit war der Hass auf den Ehepartner. Der Herr war mit dem Konsumverhalten seiner Frau unzufrieden. Diese gab mehr Geld aus, als er es gutheißen konnte. Auch nach vielen Diskussionen hat sich nichts geändert. Er sah sich gezwungen in der größten Zeitung von Buenos Aires einen Annonce zu veröffentlichen. Darin forderte er alle Ladenbesitzer der Stadt dazu auf, seiner Frau nichts mehr zu verkaufen. Er versah die Annonce mit der Warnung, dass er die Sachen nicht bezahlen werde. Seine Frau wurde hierdurch zum Gespött der Stadt und die Ehe noch mehr belastet. Scheidung war in jener Zeit allerdings nicht möglich. Jedoch überlebte die Frau ihren Mann um mehrere Jahrzehnte. In dieser Zeit kaufte sie so viel sie wollte. In Ihrem Testament verfügte Sie, dass ihre Büste ihren Mann den Rücken zuwenden soll.

Rücken an Rücken.

Victoria hatte noch viel mehr Geschichten für uns. Wer die hören möchte, muss Recoleta besuchen.

Unsere Zeit in Buenos Aires neigte sich nach den Friedhofsbesuch ihrem Ende entgegen. Das nächste Ziel liegt ganz im Norden von Argentinien. Daher ging es für uns am Folgetag wieder zum Flughafen in Richtung Tropen.

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#53 Buenos Aires (Teil 2/2) 

#52 Buenos Aires (Teil 1/2)

Wie immer, wenn wir in einer neuen Stadt sind, entschieden wir uns für eine Free Walking Tour. Wir begannen zunächst mit einer Tour durch unseren Stadtteil Recoleta.

Free Walking Tour „Recoleta und Retiro“

Der Treffpunkt der Tour war allerdings doch einiges entfernt, sodass wir zunächst mit einem Uber dorthin fuhren. Dies lässt schon erahnen, wie groß die Stadt eigentlich ist. Aufgrund des Osterwochenendes war die Tour sehr voll. Von unserem Anbieter starteten vier Touren mit jeweils über 30 Personen. Mit unserem Guide Mariano ging es dann los. Und gleich zu Beginn passierten wir die Avenida 9 de Julio. Mit 23 Spuren ist sie wohl die größte Straße der Stadt, wenn nicht sogar des Landes oder mehr. Letztes Jahr gingen Bilder der Straße durch die ganze Welt, denn sie war gefüllt von Menschen, 5 Millionen um genauer zu sein. Diese feierten den Sieg der Weltmeisterschaft im Dezember. Somit waren über 10 % der argentinischen Bevölkerung zum Feiern auf dieser Straße zusammen gekommen .

Avenida 9 de Julio.

Die Tour führte uns dann weiter durch kleinere Straßen. Immer wieder gab es wunderschöne Häuser, neben modernen Gebäuden zu sehen. In der Gegend war kein einheitlicher architektonischer Stil zu finden, sondern es gab einen Mix aus vielen verschiedenen Stilrichtungen und das direkt nebeneinander. Jedoch wirkte alles sehr europäisch.

Spiegelung einer klassisichten Fassade im modernen Glas.

Die Mai-Revolutionen im Jahr 1810 gipfelten in der ersten gebildeten Regierung des Staates, unabhängig von der Spanischen Krone. Von dieser wurde das Land im 16. Jahrhundert kolonisiert. Zum 100. Jubiläum der Mai-Revolutionen erhielt die Stadt einige Geschenke von ihren Freunden. Und so schenkte Großbritannien dem Land einen Glockenturm, der an den Big Ben erinnert. Der Turm hieß zunächst Torre de los Inglesses (Turm der Engländer), doch aufgrund der Ereignisse im Jahr 1982 wurde dieser zum Torre Monumental umbenannt.

Geschenk der Engländer für 100 Jahre Argentinien – da waren die Beziehungen noch besser.

Grund für die Umbenennung war der Falklandkrieg. Für die gefallenen Soldaten gibt es ein Denkmal in Buenos Aires. Dieses liegt übrigens direkt gegenüber vom Torre Monumental.

Der Falklandkrieg ist in Argentinien noch allgegenwärtig. Überall begegneten uns Schilder mit der Aufschrift „las Malvinas son argentinas“. Dies heißt so viel wie die Falklandinseln sind argentinisch.

Gedenken an den Falklandkrieg.

Die Tour führte uns weiter durch diesen hübschen Stadtteil. Hier bestaunten wir weitere wunderschöne Gebäude. Die Gegend machte einen sehr gepflegten und wohlhabenden Eindruck.

Brasilianische Botschaft.

Die Tour brauchte uns unseren Stadtteil etwas näher. Bislang machte Buenos Aires einen tollen Eindruck auf uns und wir waren gespannt, was es noch zu entdecken gab.

Free Walking Tour „Klassik“

Am nächsten Tag machten wir erneut eine Free Walking Tour, allerdings mit einem anderen Anbieter. Unser Guide Rodrigo hat sogar mal einige Zeit in Berlin gelebt. Er führte uns durch das Zentrum der Stadt und erklärte allerhand Interessantes. Treffpunkt stellte der wunderschöne Nationalkongress der Stadt dar.

Nationalkongress.

Gegenüber vom Nationalkongress gab es einen Platz mit einer Statue. Diese war eingezäunt. Rodrigo erklärte uns, dass die Statue eigentlich mit Kupferfiguren dekoriert gewesen war. Diese wurden allerdings geklaut, denn als die Wirtschaftskrise begann, versuchten die Bewohner alle an Geld zu kommen.

Auch in der Innenstadt gab es keinen einheitlichen architektonischen Stil. Lediglich in einer kleinen Seitenstraße hatten die Häuser einen einheitlichen Stil. Sie erinnert etwas an Paris.

Wie in Paris.

Rodrigo gab uns weiterhin den Tipp beim Laufen durch die Stadt auch mal nach oben zu schauen. Wir waren zunächst noch damit beschäftigt auf den Weg zu achten und Hundehäufchen auszuweichen. Doch dann ging auch unser Blick nach oben und die Stadt wurde noch schöner. So hielten wir am Palacio Barolo. Dieser wurde in 1923 fertiggestellt und vom italienischen Einwanderer Luis Barolo in Auftrag gegeben. Zu seiner Fertigstellung galt der Palacio Barolo als das höchste Gebäude Südamerikas. Die Gestaltung des Gebäudes erinnert an den Palacio Salvo in Montevideo. Heute ist es ein Bürogebäude mit einer Roof Top Bar oben.

Palacio Barolo.

Und bei einer klassischen Stadtführung durch Buenos Aires darf eine Person nicht fehlen: Eva Maria Duarte de Perón, vielen auch als Evita bekannt. Ein Porträt von ihr ragt auf einem Hochhaus und ist unübersehbar. Dies ist übrigens auch das einzige Haus auf der Avenida 9 de Julio, was bei deren Ausbau nicht entfernet wurde aufgrund des Porträts. Rodrigo gab uns einen kurzen Abriss über Evitas Leben, das bereits mit 32 Jahren endete. Er empfahl uns auch die Geschichte nach ihrem Tod zu recherchieren, denn diese sei teilweise ebenso interessant.

Evita

Unsere Tour endete am Plaza de Mayo, dem Hauptplatz der Stadt. Wir konnten hierbei noch den Palast des Präsidenten sehen. Aufgrund seiner Farbe wird dieser auch Casa Rosada genannt, denn er ist wirklich rosa. Für uns ging es dann mit einem Uber wieder zu unserer Unterkunft, denn wir hatten noch ein bisschen was für unsere letzten Tage zu planen.

Reserva Ecológica de Buenos Aires

Den folgenden Tag ließen wir ganz entspannt angeben. Wir wollten an die Küste und machten deshalb einen Spaziergang in der Reserva Ecológica de Buenos Aires. Dies ist ein großer Park und liegt zwischen den Hochhäusern des modernen Buenos Aires und dem Rio de la Plata.

Lagune in Buenos Aires.

Obwohl der Rio de la Plata „nur“ ein Fluss ist konnten wir leider nicht die andere Seite sehen. Dort liegt das kleinste spanischsprachige  Land Südamerikas – Uruguay. Der Fluss hat im Bereich der Reserva Ecológica de Buenos Aires eine Breite von 50 km. Dies ist jedoch nicht bei weitem die breiteste Stelle. Über 200 km misst der Rio de la Plata an dem Ort mit seiner größten Ausdehnung. Unfassbar!

Im Park gab es am Rio de la Plata sogar einen kleinen Strand, doch der lud nicht zum baden ein.

Es gab sogar einen kleinen Strand.

Wir erhielten sogar einen Blick auf die Fähre von Buquebus. Diese fährt in 3 Stunden nach Montevideo in Uruguay. Ob das was für uns wäre?!

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#51 Von Ushuaia nach Buenos Aires

#51 Von Ushuaia nach Buenos Aires

Nach 10 Tagen auf dem Schiff, waren wir froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Da sich die Ankunft des Schiffes in Ushuaia aufgrund des Wetters hätte verspäten können, hatten wir zwei zusätzliche Nächte in Ushuaia eingeplant. Allerdings kamen wir pünktlich an und so blieben uns noch zwei weitere Tage in der südlichsten Stadt der Welt. 

Zunächst Standen ein paar organisatorische Aufgaben an. Wir haben unsere Wäsche zur Reinigung gebracht, denn nach 10 Tagen hat sich doch einiges eingesammelt. Und anschließend gaben wir unsere geliehenen Parker wieder zurück. Sie hatten uns einen guten Dienst erwiesen und ich war froh, dass wir sie dabei hatten. Und während wir durch die Stadt liefen, trafen wir viele andere von der Fahrt sogar auch Personal, da wir ja die letzte Tour der Saison waren. Für sie hieß es jetzt auch endlich mal Dienstende.  

Und dann hieß es erstmal etwas Schlaf nachholen und die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren lassen. Wahnsinn, was wir erlebt hatten. Wir mussten uns auch wieder dran gewöhnen, dass der Boden nicht mehr schaukelte. Denn unsere Sinne täuschten uns und wir dachten weiterhin, dass wir schaukeln würden. Nach zwei Tagen war dies aber vergangen. 

Letzter Blick auf die MS Ushuaia.

Wir nutzen auch die restliche Zeit in Feuerland, um das Kultgetränk der Argentinier zu probieren: den Mate-Tee. Der Tee aus kleingeschnittenen Blättern wird traditionell aus der Kalebasse getrunken. Dies ist ein Trinkgefäß aus einem ausgehöhlten und getrockneten Kürbis. Die dazugehörige Bombilla ist ein Metall-Strohhalm, der unten ein Sieb hat. Das Trinkgefäß wird etwa bis zur Hälfte mit den Kräutern gefüllt und anschließend mit heißem Wasser aufgegossen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tee, wird der Mate-Tee immer wieder neu aufgegossen. Stellenweise wird der Mate auch mit Zucker und Stevia versüßt.

Martina mit Mate

Wie eine kleine Teezeremonie angereichtes, bekam ich den Mate-Tee im Cafe. Die genaue Anwendung mussten wir zunächst googeln, da wir etwas planlos waren. Denn wir bekamen eine Kanne mit heißem Wasser, einem bereits mit Mate gefülltem Trinkgefäß und ein weiteres Becherchern mit zusätzlichen Mate. Wir goßen also einfach das heiße Wasser über den Mate und ließen es kurz ziehen. Dann wars Zeit zum probieren und was soll ich sagen, es war widerlich. Der Mate schmeckte total bitter und herb und alles andere als angenehm. Da half auch mehr Wasser nicht weiter. Auf die Idee, diesen mit Zucker zu versüßen, bin ich gar nicht gekommen. Aber eventuell haben wir bei der „Zubereitung“ auch etwas falsch gemacht, denn die Nebendran sitzenden Argentinier schauten uns ganz skeptisch zu.

Und dann war es Zeit für uns Feuerland wieder zu verlassen. Für uns ging es nun in die Hauptstadt des Landes, nach Buenos Aires. Der einfachste Weg hierfür war mal wieder das Flugzeug, denn das Land ist wirklich groß. Der Flug sollte 3,5 Stunden dauern. 

Unser Flieger nach Buenos Aires.

Bereits als wir in Ushuaia landeten, merkte man, dass Feuerland auch das Land der Winde genannt wird. Doch nun war dies deutlich spürbar. Der Start war wirklich furchtbar. Es ruckelte, der Flieger wackelte nach rechts und links und hoch und runter. So etwas hab ich bislang noch nie erlebt. Als wir endlich über den Wolken waren, beruhigte sich die Lage allerdings wieder. So konnten wir den Rest des Fluges wieder halbwegs normal atmen. Der Flug wird uns noch lange in negativer Erinnerung bleiben.  

In Buenos Aires wurden wir dann mit angenehmen 25 °C begrüßt. Mit einem Uber ging es dann zu unserer Unterkunft. Für die Zeit hatten wir uns wieder für eine Airbnb Wohnung entschieden. Diese lag im Viertel Recoleta. Das große Highlight der Wohnung war die Küche, die richtig gut ausgestattet war. Und wir freuten uns sehr endlich wieder selber kochen zu können. 

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#50 Von der Antarktis nach Ushuaia

#50 Von der Antarktis nach Ushuaia

Der Rückweg nach Ushuaia

Es war eine sehr unruhige Nacht. Mal rollte das Boot von links nach rechts, mal kippte es von vorne nach hinten. Dementsprechend unerholsam war der Schlaf. Für den heutigen Tag standen zwei Aktivitäten an. Was genau würde laut Plan vom Wetter abhängen. 

Da wir generell unsere Rückfahrt früher gestartet haben, konnten wir so einem großen Unwetter entgehen. Der Wellengang beruhigt sich deshalb auch bald wieder. Wir hatten wieder wahnsinnig viel Glück gehabt, denn die Wellen während der Drake Passage waren maximal 2 bis 3 Meter hoch. Während wir auf der Brücke waren, konnten wir auch wieder tolle Ausblicke genießen. Wir haben noch zwei Wale gesehen. Meist hat man nur in der Ferne eine kleine Fontäne gesehen, wenn diese Luft ausgestoßen haben. Meist war die Zeit für ein Foto zu knapp, doch einmal haben wir Glück gehabt. Dieser Wal hat sich in voller Pracht gezeigt und uns am Ende sogar noch mit der Flosse gewunken. Wunderschön! Die Tiere sind gigantisch, die Flosse hatte wahrscheinlich eine Breite von 5 bis 6 Metern.

Flosse eines Buckelwals

Am Vormittag gab es einen weiteren Vortrag. Thema war diesmal die ersten Expeditionen auf der Antarktis. Für den Nachmittag standen noch ein paar weitere Programmpunkte an. Da dies nun der letzte gemeinsame Abend war, stellte uns die Crew unsere tatsächliche Reiseroute nochmal vor. Da diese stets vom Wetter abhängt, ist sie sehr variabel. Daher ist jede Reise in die Antarktis anders. Wir waren beispielsweise in der Saison 22/23 die einzige Tour welche Deception Island besucht hat. Generell hatten wir Glück jeden Tag zumindest einen Landgang gemacht zu haben. Bei den ersten beiden Tagen in der Antarktis hatten wir sogar richtig schönes Wetter. Der Kontinent Antarktika ist ziemlich groß, dieser ist sogar größer als Europa und wir haben nur einen winzig kleinen Ausschnitt gesehen.

Unsere Route.

In Summe sind wir 1572 nautische Meilen (2911 km) mit der MS Ushuaia gefahren. Das ist mehr als die Strecke von Frankfurt nach Reikiavik.

Am letzten Abend an Board erhielten wir alle ein Zertifikat, dass wir die gefährlichen Gewässer der Drake Passage überstanden und den Kontinent Antarktika betreten haben.

Drake Passage überwunden und den Kontinent betreten.

Übergeben wurden die Zertifikate von dem Kapitän, dem Expeditionsleiter Pepe und den anderen Tourguides. Gerne haben sie für ein Foto posiert.

Verleihung unserer „Urkunde“

Anschließend bedankte sich Pepe bei uns allen, aber auch bei der Crew. Hierfür stellte er uns auch einige Crew-Mitglieder vor. Denn gerade ohne die Arbeiter im Maschinenraum, wäre die Tour nicht möglich gewesen. Mit einem tosenden Applaus wurden sie alle begrüßt. Zur Feier des Tages gab es dann noch ein Gläschen Champagner für alle. Was ein schöner Abschluss. Der Abend war allerdings noch nicht vorbei, denn es stand noch unser Farewell-Dinner. Hierfür waren die Tische im Essenraums schick eingedeckt und das Menü war auch besonders. Da wir im ruhigen Beaglekanal waren gab es keinen Bedarf mehr an Antirutschmatten auf den Tischen.

Statt Antirutschmatten wurde schön eingedeckt.

Als Vorspeise gab es eine Portion Ceviche aus rotem Thunfisch.

Ceviche mit roten Thunfisch als Vorspeise.

Das Hauptgericht war Steak mit einem Erbsen-Kartoffel-Püree.

Als Hauptgang gab es Steak.

Und als Nachtisch gab es einen traditionellen argentinischen Schokoladen-Kuchen. Der war so lecker, dass Michi keine Zeit für ein Bild geblieben ist. Für einen letzten Drink gingen wir dann nochmal an die Bar. So konnten wir den Abend auch mit unseren Bekannten ausklingen lassen. Denn in den vergangenen 10 Tagen hatten wir uns stets in einer kleinen Gruppe wiedergefunden. Sie bestand aus einem Paar Schweizer, einem Paar Amerikaner und zwei Irinnen.

Doch danach hieß es wieder packen. Da dies während der Drake Passage unmöglich war, mussten wir dies eben Jetzt am letzten Abend machen. Anschließend fielen wir ein letzte Mal müde ins Bett.

Als wir am Morgen aufwachten, lagen wir bereits wieder im Hafen von Ushuaia. Das Einlaufen hatte in der Nacht keiner bemerkt. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück an Bord haben wir uns von unseren neuen Freunden verabschiedet. Unser Gepäck wurde dankenswerter Weise für uns an Land getragen. Und dann hatten wir nach 10 Tagen wieder festen Boden unter den Füßen.

Gut im Hafen von Ushuaia angekommen.

Und zum Abschied machten wir noch ein Foto mit unserem Zuhause der letzten Tage.

Tschüss MS Ushuaia!

Die Zeit auf dem Schiff war unglaublich. Voller neuer Eindrücke und Erlebnisse sind wir zurückgekehrt. Mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Augen verließen wir den Hafen.

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#49 Rund um die antarktische Halbinsel (Teil 2/2)

#49 Rund um die antarktische Halbinsel (Teil 2/2)

Cuverville Island

Wind: Still, Temperatur: -1°C, gefühlte Temperatur: -1°C, Breitengrad 64°44’S, Längengrad 62°37’W

Die Anlandung für den Nachmittag war für 14 Uhr geplant. Leider hat sich unsere Ankunft allerdings um zwei Stunden verzögert. Solche möglichen Änderungen hatte uns Pepe bereits anfangs angekündigt. Die Verspätung erfolgte als Durchsage im Schiff, damit jeder dies mitbekam. Doch glücklicherweise konnten wir überhaupt eine Anlandung machen und zwar auf der Cuverville Island. Die Besonderheit hier ist, dass dort zwei Pinguinkolonien leben. Bereits bei der Landung wurden wir von Pinguinen begrüßt, sie waren einfach überall. 

Impressionen von Cuverville Island (1 von 3).

Impressionen von Cuverville Island (2 von 3).

Impressionen von Cuverville Island (3 von 3).

Die 5 Meter Abstand, die wir einhalten sollten, waren gar nicht möglich. Pepe sagte uns, dass wir den Pinguinen einfach immer den Vortritt lassen sollen und uns langsam fortbewegen sollen. Tausende Pinguine waren auf der Insel. Das war einfach Wahnsinn. Wir fuhren diesmal nicht direkt mit den Zodiacs zurück zum Schiff, sondern haben noch eine kurze Rundfahrt gemacht. Bei dieser Tour sind wir den Eisbergen ganz nah gekommen. Wir haben auch den gefährlichsten Räuber der Antarktis gesehen, den Seeleoparden. Dieser lag ganz entspannt auf einer Eisschorle und hat sich gesonnt.

Tief entspannter Seeleopard auf einer Eisschorle.

So ein Seeleopard isst bis zu 15 Pinguine – täglich. Na was ein Glück, dass wir nur einen von ihnen gesehen haben.

Die Eisberge, an denen wir vorbeifuhren, hatten ganz interessante Formen und Formationen.

Eisberg in der Nähe von Cuverville Island.

Während der Fahrt veränderte sich auch das Wetter. Bislang hatten wir sehr schönes Wetter. Jedoch was es nun vermehrt bewölkt und es gab viel Schneeregen. 

Zodiac Fahrt rund um Foyn Harbour

Wind: 40 Knoten, Temperatur: -1°C, gefühlte Temperatur: -11°C, Breitengrad 64°33’S, Längengrad 62°10’W

Am nächsten Tag stand dementsprechend auch nur eine Aktivität auf dem täglichen Programmzettel. Es wurde für den Vormittag eine einstündige Rundfahrt mit dem Zodiac um Foyn Habour angekündigt. Für den Nachmittag stand noch keine Aktivität an, sondern nur die Anmerkung, dass diese noch verkündet wird und vom Wetter abhängig ist. Eine Durchsage später wurden auch die Pläne zur Rundfahrt angepasst. Die Dauer wurde auf eine halbe Stunde verkürzt und der Beginn um 15 Minuten vorverlegt. Denn das Wetter sollte sich im Laufe des Tages noch mehr verschlechtern. Den Anfang machten die 200er Kabinen, also wir. So zogen wir uns schnell um und gingen Richtung Ausstiegsluke. Wir waren das erste Zodiac und hatten Glück, denn Pepe selber fuhr uns. Zuerst zeigte er uns unser Schiff aus einer neuen Perspektive, denn wir fuhren zum Bug. 

Bug der MS Ushuaia.

Im Anschluss zeigte er uns die Bucht Foyn Harbour. Diese lag etwas geschützt und wurde in der Vergangenheit von Walfängern aufgesucht. Das gibt auch schon einen Hinweis auf die Namensgebung der Bucht. Denn diese wurde nach dem norwegischen Erfinder der Sprengharpune Svend Foyn benannt. Die Bucht wird durch ein Schiffswrack dominiert. 1915 kam es an Bord des Walfangschiffs Guvernøren zu einem Feuer. Der Kapitän setze es in der Bucht auf Grund um die Männer und auch Ladung vorm Untergang zu schützen. 

Bug des Wracks der Guvernøren.

Das Wrack der Guvernøren von der Seite.

Die Zodiac Tour neigte sich schon ihrem Ende entgegen. Pepe fuhr uns zurück zum Schiff. Das Umsteigen von Zodiac zum Schiff war deutlich sportlicher als die Tage zuvor. Denn durch den Wellengang bewegte sich das Zodiac stark auf und ab. 

Der kommerzielle Walfang 

Zurück am Board warteten wir auf die versprochene Ankündigung, wir hofften auf einem zweiten Ausflug am Nachmittag. Jedoch machte das Wetter dies unmöglich. Als Alternativprogramm hat Monika uns einige Folien über den kommerziellen Walfang präsentiert. So erfuhren wir, dass die Wale 🐳 als Quelle für Öl und Fett genutzt wurden. Bevor die Menschen Erdölfelder ausbeuteten, wurden nämlich die großen Meeressäuger als Ressource betrachtet und gejagt. Wir erfuhren viel Interessantes aber auch viel Erschreckendes. Zu jener Zeit waren Schottland und Norwegen die Armenhäuser Europas. So waren die Menschen gezwungen auch harte Arbeit fern der Heimat anzunehmen. Jedoch war der Walfang nichts was allein den Schotten und Norwegern zugesprochen werden kann. Die Produkte mit Walbestandteilen wurden in ganz Europa genutzt. So landete Lampenöl und Ölfarbe auch in Deutschland. Verbraucherschützer gab es damals nicht. So sind auch bei allerhand Produkten die wahren Bestandteile verschleierter worden. So wurde aus Walfleisch Rindfleisch und auch pflanzliche Margarine mit Walfett war im Tante-Emma-Laden zu haben. Monika berichtete uns von den Anfangszeiten. Es wurde eine Harpune in den Körper des Wales gerammt. Dies war natürlich keine tödliche Verletzung für den Wal, aber die Jäger ließen nicht ab. Es folgten mehrere Harpunen. Nach einem langen Todeskampf von durchaus 8 Stunden, kam Blut aus dem Luftloch des Tieres. Ein Zeichen für sein baldiges Ende. Die herkömmliche Methode dauerte lang und war nur bei Seiwalen möglich. Denn diese Art ist langsamer und schwimmt nahe der Wasseroberfläche. Der bereits erwähnte Erfinder der Sprengharpune Svend Foyn revolutionierte die Fangmethode. Der Schütze schießt mit der Harpune auf den Wal. Im Idealfall ist die Harpune in den Körper das Wales eingedrungen. Einige Sekunden später detonierte eine Sprengladung und tötete das Tier. Im schlechtesten Fall prallte die Harpune vom Schädelknochen ab und detonierte vor den Füßen des Schützen. Zum Schluss hatte Monika noch eine erschreckende Zahl für uns. Geschätzt wird, dass 1.500.000 Tiere in der Antarktis gefangen und verarbeitet wurden. Jedoch wurde nicht jeder angeschossener Wal gefangen. Denn durchaus konnten die Tiere entkommen und erlagen später ihren Verletzungen. Geschätzt kommen also nochmal 20 % „getötet und verloren“ oben drauf. 

Eine zweite Durchsage kündigte die Durchquerung des Mini Drakes an. Hiermit sind die Gewässer zwischen den vorgelagerten Inseln und dem Kontinent gemeint, also die Brunswick Straße. Diese sind weniger geschützt als das Fahrwasser der Tage zuvor, aber auch noch nicht wirklich offenes Wasser. In der Bar lagen wieder Tabletten gegen Seekrankheit aus. Wir nahmen direkt welche, jedoch zu spät. Das Schiff wurde immer unruhiger und uns wurde schlecht. Wir gingen auf die Kabine und legten uns ins Bett. Aus der Nachbarkabine konnten wir Kotzgeräusch wahrnehmen. Zum Glück wirkten die Tabletten bald und wir fühlten uns besser. Wir sind sogar zum Abendessen gegangen. Dieses war deutlich leerer als die Tage zuvor. Vor der Schiffsmesse sahen wir auch schon das geänderte Menü. Die Suppe wurde gestrichen und auch die Zubereitungsart des Fisches hat sich geändert. Wir vermuteten das Suppe und frittieren bei viel Seegang nicht gemacht wird. 

Am Abend hatten die beiden jüngsten Tourguides noch eine Überraschung für uns. Auf der Suche nach Filmen für die Präsentationen sind sie bei YouTube auf folgende Werbefilme aus den 50er Jahren gestoßen. Natürlich haben Sie uns nicht nur die Filme gezeigt, sondern auch das beworbene Produkt mitgebracht. Die Filme wurden auf der argentinischen Antarktis Forschungsstation Base Brown gedreht. Wir bekamen eine stilechte Kostprobe, natürlich mit Eis aus der Antarktis. Old Smuggler ist nicht der beste argentinische Whiskey, aber der günstige. So hat er auch geschmeckt. 

Fun Fact: Die Musik bleibt länger im Kopf als der Whiskey.

Antarktisches Eis und eine Flasche Old Smuggler. 

Die Nacht war aufgrund des Mini Drakes sehr schaukelig. Doch bis zum Morgen hatte sich die Bewegung wieder entspannt.

Deception Island 

Wind: 66 Knoten, Temperatur: -1°C, gefühlte Temperatur: -13°C, Breitengrad 62°56’S, Längengrad 60°40’W

Am nächsten Tag stand der letzte Ausflug an. Wir fuhren zur Deception Island. Diese Insel ist ein Vulkankrater, welcher auf einer Seite zusammengebrochen ist. Daher ist der Krater vollständig mit Seewasser gefüllt und bildet eine Art natürlichen Hafen. Die Öffnung nennt sich Neptuns Blasebalg und ist ziemlich schmal. Wir waren auf der Brücke als der Kapitän durch die Enge manövrierte. Leider war das Wetter wieder schlecht und die Sichtweite dementsprechend gering. 

Durchfahrt von Neptuns Blasebalg. 

Als wir im Krater eingefahren sind war es Zeit für Frühstück. Wahrscheinlich unsere letzte ruhige Mahlzeit, denn die andern werden im offenen Wasser stattfinden. Nach dem Essen ging es an Land. Leider hat der Kapitän aufgrund des Windes sich gegen ein Ankern bei der Whalers Bay entscheiden müssen. Dort sind die Überreste einer Walverarbeitungsstation zu sehen, aber leider nicht für uns. Wir gingen an anderer Stelle an Land. 

Schwarzer Strand von Deception Island. 

Wir liefen über einen schwarzen Strand und gelangten zu einem weiteren, kleineren Krater. Der Vulkan ist zuletzt 1970 ausgebrochen, also gar nicht so lange her. 

Vulkankrater auf Deception Island. 

Neben dem Krater war ein Gletscher zu sehen. Dieser war durch die Vulkan Aktivität ganz schwarz. 

Der schwarze Gletscher. 

Das Wetter war Immer noch schlecht. Durchnässt vom Schneeregen sind wir zurück zum Schiff gefahren. Beim Ausfahren aus Neptuns Blasebalg sind wir wieder auf die Brücke gegangen. Wir konnten diesmal sogar die Whalers Bay sehen und auch die Walverarbeitungsstation konnte man in der Ferne erkennen, denn die Sicht war etwas besser. 

Die Walfangstation in der Whalers Bay aus der Ferne.

Wieder durch Neptuns Blasebalg.

Nun war es soweit. Unsere Expedition in der Antarktis 🇦🇶 ist in ihrer letzten Phase und nun wieder auf dem Weg zurück nach Südamerika. Auf dem Schiff gab es eine Durchsage, dass der Wind auf der Drake Passage sehr stark sei. Wir warteten deshalb nochmal 2 Stunden mit der Weiterfahrt, in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessert. Unsere Heimfahrt wird vermutlich nicht so entspannt werden wie unsere Hinfahrt in die Antarktis. 

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